Schotten wollen weiter Unabhängigkeit

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Schottland hat es vorgemacht. Nun folgen andere nach. Trotz oder wegen des knappen Ergebnisses?!

Zu Recht haben in den letzten Wochen viele Europapolitiker mit großem Unbehagen nach Schottland geblickt. Wären die YES-Schotten mit ihrer Idee einer Loslösung von England erfolgreich gewesen, hätte dieser Schritt Europa destabilisieren können.

<Foto Großbritannien und Nordirland>

Schließlich gibt es auf dem alten Kontinent nicht wenige Volksgruppen, die sich liebend gern von ihrer Mutternation abtrennen und einen eigenen Staat errichten würden. So zum Beispiel die dänische Minderheit in Deutschland, die deutsche Minderheit in Dänemark, die Sorben in Sachsen, die Südtiroler in Italien, die Basken in Frankreich und Spanien, die Katalanen in Spanien, Flamen und Wallonen in Belgien und nicht zuletzt die Schotten im Vogelsberg.

Am Tag nach der historischen Entscheidung wird in den europäischen Regionen noch über den Ausgang debattiert – und über die Frage, was das NO-Votum für die eigenen Abspaltungspläne bedeutet. Anders die hiesigen Schotten. Für sie steht fest: „Bei der Kommunalen Gebietsreform 1972 sind wir übergangen worden.“ Nach mehr als 40 Jahren Fremdherrschaft ist es an der Zeit, die Unabhängigkeit zu wagen. Die Schotten wollen es freilich besser machen als ihre Namensvettern in der fernen Nordsee. Sie wollen eine eindeutige Ja-Entscheidung.

<Foto YES and NO>

Gut, dass in der Stadtverordnetenversammlung in der Frage Einigkeit herrscht. Die Vertreter aller im Stadtparlament vertretenen Parteien haben nach einer Sitzung am vergangenen Donnerstag eine gemeinsame Presseerklärung herausgegeben. Darin wird angekündigt, dass „eine Arbeitsgruppe eingesetzt wird, die sich mit dem Thema „Abspaltung von Deutschland“ befassen soll“. Weiter heißt es: „Alle Schotten sind eingeladen, sich aktiv und engagiert einzubringen, um ein Ergebnis zu erzielen, mit dem alle Schotten gleichermaßen zufrieden sind.“

Mehr als 10.000 Schotten müssen sich dann entscheiden, ob sie Anhängsel des Vogelsbergkreises bleiben oder als eigener Stadtstaat Geschichte schreiben wollen.

<Foto Vogelsbergkreis>

Zwar sieht das deutsche Recht nicht vor, dass sich die Schotten mit einem Referendum von Deutschland lossagen, doch Experten halten es dennoch für möglich. „Wer sollte den Schotten hierzulande verweigern, was den Schotten in Großbritannien zugestanden worden ist“, zitiert die Frankenfurter Ungemeine Zeitung den Verfassungsrechtler Horst-Helmuth Vogel. Der bekannte Parteienkritiker befürwortet das Bestreben der Schotten als „politisches und demokratisches Experiment“. Er vertritt die Auffassung, man müsse „in Deutschland neue Wege gehen“ und dürfe nicht an „Dogmen festhalten, die Jahrhunderte alt sind und sich in dieser Zeit nicht bewährt haben“. Vogel verwies auf die hohe Verschuldung der Kommunen, den desaströsen Zustand der Straßen und die maroden Schulen. Vielleicht gelinge es den Schotten, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Auch wenn sie – anders als die Schotten in Schottland – nicht über Bodenschätze verfügten.

<Foto Horst-Helmuth Vogel>

Mit der Aussage Vogels konfrontiert erklärte der Bürgermeister von Schotten Fritz Walter, der sich im Falle einer Loslösung von Deutschland um das Amt des Präsidenten der „Freien Republik Schotten“ bewerben will, dass Schotten über reiche Basaltvorkommen verfüge und zudem damit zu rechnen sei, dass „die Zahl der Touristen in Schotten schlagartig ansteigen“ werde. Die Stadtverordnetenversammlung sei deshalb bereits mit heimischen Unternehmern im Gespräch, um über den Bau eines großen Hotelkomplexes in der Nähe des Nidda-Stausees zu verhandeln, der dann im Übrigen in „Schottenstausee“ umbenannt werden müsse.

<Foto Stausee>

Walter kann sich vorstellen, den Euro als inoffizielle Währung beizubehalten. Es sei allerdings zu überlegen, wie wir angesichts des starken Flüchtlingsstroms unsere Grenzen sichern. Noch hält er den Aufbau einer eigenen Armee für nicht geboten, betont aber gleichzeitig „Polizei muss schon sein, schließlich liegt das Gewaltmonopol beim Staat“.